Schneeflöckchen väterchen frost
Väterchen Frost und Schneeflöckchen
Advent, Advent...!
Das christliche Weihnachtsfest vereint traditionelle Festlichkeiten und Bräuche. Unterschiedliche Länder haben unterschiedliche Rituale: Wissenschaftler der Freien Universität Berlin schildern, wie die Feiertage in den Vereinigten Staaten, Russland und Spanien begangen werden.
Die russisch-orthodoxe Kirche feiert Weihnachten und das neue Jahr erst im Januar
Die Feierfreudigkeit der Russen ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass die Russen Weihnachten und Neujahr zweimal feiern können. Einmal nach dem gregorianischen, einmal nach dem julianischen Kalender, der für die russisch-orthodoxe Kirche noch Gültigkeit hat.
Die russisch-orthodoxe Kirche begeht die Geburt Christi am 7. Januar und das neue Jahr vom 13. auf den 14. Januar. Da Ostern im orthodoxen Glauben wichtiger ist, nimmt Weihnachten eine untergeordnete Stellung ein. Anders als in Deutschland, beginnt das Weihnachtsfest in Russland erst kurz vor Jahresende, mit den Vorbereitungen für die Feiertage. Der Neujahrsbaum, die Jolka, muss aufgestellt und geschmückt werden. Trotzdem verzichten die Russen nicht auf Geschenke, die sie an Neujahr erhalten. Dies ist das wichtigste Fest für russische Familien. Deshalb ist es traditionell weniger üblich, in Clubs oder Restaurants zu feiern. Dies hat sich aber in den letzten Jahren bei finanziell bessergestellten Russen verändert.
Auch in Russland gibt es einen mit dem Weihnachtsmann vergleichbaren Geschenkebringer: „Väterchen Frost' (Djed Maros). Er trat in den 1920er Jahren auf und erscheint alljährlich am Neujahrstag, oft in Begleitung seiner Enkelin „Schneeflöckchen' (Snjegurotschka).
„Väterchen Frost', eine Personifikation des Winters und der Kälte, stammt ursprünglich aus russischen Märchen und der Folklore. Ähnlich wie der Weihnachtsmann wurde er im 20. Jahrhundert aus dem heiligen Nikolaus entwickelt und zu einer Weihnachtsfigur.
Im zaristischen Russland feierten Familien Weihnachten. Mit der Revolution von 1917 wurde das christliche Weihnachten in der Sowjetunion abgeschafft und Neujahr zum zentralen Feiertag erhoben, der Elemente beider Feiertage in sich vereinte. Der Christbaum wurde zum Neujahrsbaum und „Väterchen Frost' ersetzte den Weihnachtsmann. Diese kulturelle Erneuerung von Djed Maros, Snjegurotschka und dem Jolka-Fest wurde schnell vom Volk angenommen und ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil der russischen Kultur. Jolka-Feste für Kinder finden weiterhin im Kreml statt - eine seit Stalin begründete Tradition. Religiöse Feiertage gewinnen wieder an Bedeutung, denn die Russen lieben die Feiertage.
Die Feierlichkeiten zum Jahreswechsel enden nicht mit dem 1. Januar. Am 7. Januar findet das orthodoxe Weihnachtsfest und am 13. Januar das „alte' neue Jahr statt. Diese Feiertage sind zwar keine offiziellen Feiertage mehr, trotzdem wird gefeiert. Die russische Regierung hat hier auf die Wünsche der Bevölkerung reagiert. 2005 wurde eine neue Regelung eingeführt, die fünf zusätzliche freie Tage zu Jahresbeginn ermöglichte. Diese verlängert die Feiertagszeit sogar auf zehn Tage. Na dann, S Novym Godom, Gutes Neues Jahr und Fröhliche Weihnacht!
Von Nina Weller, Doktorandin am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin.