Übungen zur Rückbildung nach einem Kaiserschnitt
von Nathalie Birkholz
Die Wiederherstellung der Körperform nach einem Kaiserschnitt durch gezielte Gymnastik ist empfehlenswert. Warum und wann welche Übungen geeignet sind, erfährst du hier.
Schont ein Kaiserschnitt den Beckenboden und macht die Rückbildungsgymnastik überflüssig? Leider nein. Der Beckenboden ist während der Schwangerschaft stark belastet und muss - ebenso wie Rücken- und Bauchmuskulatur - nach einer Sectio durch regelmäßiges Training gestärkt werden. Wie wichtig das für deine Gesundheit ist, ab wann du mit den Übungen beginnen kannst und welche sich für zu Hause eignen, erläutern wir nachfolgend.
Was versteht man unter der Rückbildung nach einer Geburt?
Der Begriff „Rückbildung' wird oft mit Rückbildungsgymnastik oder Beckenbodentraining gleichgesetzt. Die Übungen stärken jedoch nur einen Teil des Prozesses: Die Regeneration der erschlafften, überdehnten und stark beanspruchten Muskulatur von Körpermitte, Rücken und Beckenboden. Die Rückbildung umfasst zudem den Wiederaufbau der Gebärmutter und die Wundheilung der Plazenta. Dies ist ein natürlicher Prozess, der unmittelbar nach der Entbindung einsetzt und durch gezielte Übungen nicht beeinflusst werden kann. Die Rückbildung zielt nicht auf Gewichtsreduktion oder den Erhalt einer flachen Bauchdecke ab. Rückbildungsübungen sind jedoch wichtige Grundlagen für eine spätere sportliche Aktivität.
Warum ist Rückbildungsgymnastik nach einem Kaiserschnitt wichtig?
Während der Schwangerschaft tragen die Muskelschichten des Beckenbodens die Organe, das Baby und dessen Gewicht, inklusive Fruchtwasser und Plazenta. Schwangerschaftshormone machen das Gewebe weicher und elastischer. Auch wenn der Beckenboden bei einem Kaiserschnitt nicht durch das Baby aufgedehnt wird, ist er nach der langen Belastung geschwächt. Rückbildungsübungen und Beckenbodentraining unterstützen die Wiederstärkung und Straffung der Muskulatur und vorbeugen einer Beckenbodenschwäche. Folgen einer schwachen Beckenbodenmuskulatur können Stuhl- und Harninkontinenz, Rückenschmerzen oder ein Beckenorganprolaps (z. B. Gebärmutter oder Blase) sein.
Neben dem Beckenboden profitieren auch Bauch und Rücken von gezieltem Training. Übungen können helfen, die Rektusdiastase zu schließen und die überdehnten Bauchmuskeln zu stabilisieren. Auch ohne aktuelle Beschwerden ist regelmäßiges Training wichtig, da die Folgen einer geschwächten Muskulatur oft erst später im Leben bemerkbar werden, etwa durch die Alterung der Muskeln. Regelmäßiges Training ist die beste Vorsorge gegen Beckenbodenprobleme.
Tipp: Erfahre hier mehr zur Behandlung von Inkontinenz nach der Geburt.
Wie lange dauert die Rückbildung nach einem Kaiserschnitt?
Die komplette Erholung der Muskulatur nach einem Kaiserschnitt ist individuell und abhängig von Faktoren wie dem Trainingsumfang. Frauen, die bereits in der Schwangerschaft viel für einen starken Beckenboden getan haben, erholen sich schneller. Eine Rückbildungszeit von bis zu einem Jahr ist jedoch nicht ungewöhnlich. Gib deinem Körper die nötige Zeit. Die äußere Kaiserschnittnarbe heilt in der Regel nach drei Wochen gut ab, innere Narben benötigen jedoch deutlich mehr Zeit. Der Kaiserschnitt ist eine größere Bauchoperation, bei der Nerven und Muskeln durchtrennt werden, deren Regeneration bis zu einem Jahr dauern kann. Die Rückbildung der Gebärmutter nach einem Kaiserschnitt dauert in der Regel aufgrund der zusätzlichen Wundheilung länger als einen Monat; der Wochenfluss kann dagegen kürzer ausfallen.
Tipp: Erfahre hier, wie du die Wundheilung der Kaiserschnittnarbe fördern kannst.
Warum bleibt der Bauch nach einem Kaiserschnitt?
Nach einer Entbindung, egal ob Kaiserschnitt oder vaginal, ist ein weicher und gewölbter Bauch normal. Die wachsende Gebärmutter und die starke Dehnung der Bauchmuskulatur während der Schwangerschaft sowie die durchtrennten Gewebeschichten nach einem Kaiserschnitt bedingen das Erscheinungsbild. Es braucht Zeit, bis die Narbe verheilt, die Muskulatur sich erholt und Bauch, Haut und Gebärmutter sich zurückgebildet haben. Bleibt die Körpermitte nicht wie vor der Schwangerschaft, ist das normal und akzeptabel. Zusätzlich kann sich oberhalb der Kaiserschnittnarbe überschüssiges Fett- und Hautgewebe zu einer Falte oder Stufe vorwölben, was durch eine Rektusdiastase und eine eingewachsene Narbe begünstigt wird. Rückbildungsgymnastik und späteres Muskeltraining können hier Abhilfe schaffen - aber manchmal reicht das nicht aus. Bei starken Beschwerden kann eine Bauchdeckenstraffung mit einer Narbenkorrektur infrage kommen. Genieße die Einzigartigkeit deines Körpers.
Wann kann man mit Rückbildungsübungen nach einem Kaiserschnitt beginnen?
Warte frühestens 8-12 Wochen nach dem Kaiserschnitt, um mit einem Rückbildungskurs zu beginnen. Sanfte Beckenbodenübungen kannst du jedoch bereits im Wochenbett ausprobieren. Denke aber daran, dass die ersten 10 Tage nach der Geburt noch andere Prioritäten haben. Lass dich von einer Hebamme beraten und begleite.
8 Übungen zur Rückbildung nach einem Kaiserschnitt
Ganzheitliche Rückbildungsübungen nach einem Kaiserschnitt stärken und festigen Gesäß-, Bein-, Beckenboden-, Rücken- und Bauchmuskulatur, sowie Schultern und Nacken. Beginne mit gezielten Beckenbodenübungen und steigere das Training schrittweise. Lass dich vor dem Training von deinem Frauenarzt/deiner Frauenärztin oder Hebamme beraten. Bei Schmerzen, pausiere.
Im Wochenbett: Beckenbodenübungen
- Bauchatmung: Lieg flach auf dem Rücken, Beine hüftbreit, Hände auf dem Unterbauch. Atme tief ein und lange aus. Spüre die Atembewegung deines Bauches. Versuche beim nächsten Atemzug, deinen Beckenboden aktiv in Richtung Bauchnabel zu ziehen. Wiederhole die Übung bis zu 10 Mal.
- Wechselnde Spannung: Stelle dir vor, du ziehst die Sitzbeinhöcker in Richtung Schambein. Zähle bis zehn und entspanne. Konzentriere dich auf den Blasenschließmuskel, spanne ihn für zehn Sekunden an und atme ruhig. Fortgeschrittene synchronisieren die Übung mit der Atmung.
- Rückenlage mit gekreuzten Beinen: Überkreuze die Beine, presse die Füße zusammen. Spanne Beckenboden und Po für 15 Sekunden an und wiederhole den Vorgang 10 Mal.
- Der Beckenboden-Fahrstuhl: Stell dir vor, dein Beckenboden ist ein Fahrstuhl. Führe schrittweise Anspannung der Muskulatur hoch Richtung Bauchnabel aus, halte und entspanne sie.
Nach dem Wochenbett: Ganzheitliche Übungen
- Anspannung in Bauchlage: Arme neben dem Körper, Beine leicht hüftbreit. Spannen beim Ausatmen den Beckenboden an, hebe Bauchnabel und Arme/Beine/Kopf leicht an. Halte die Spannung 6 Atemzüge.
- Beinheben in Rückenlage: Arme hinter Kopf verschränkt. Beine anziehen und beim Ausatmen ein Bein nach vorn strecken und wieder anziehen.
- Schulterbrücke: Beine hüftbreit, Arme neben dem Körper. Spannen Beckenboden an, hebe Becken ab, halte die Position und rolle zurück.
- Käfer auf dem Rücken: Beine und Arme gleichzeitig anheben. Halte die Spannung.
- Beinstrecken im Vierfüßlerstand: Spann den Beckenboden an und strecke abwechselnd ein Bein gerade nach hinten aus.
Rückbildungskurs nach Kaiserschnitt - ja oder nein?
Heimübungen ergänzen einen Rückbildungskurs, ersetzen ihn aber nicht. Professionelle Anleitung, Tipps und Feedback sind unerlässlich. Besuche einen Rückbildungskurs bei einer Hebamme oder Physiotherapeutin - auch Online-Angebote gibt es.
Was fördert die Rückbildung nach einem Kaiserschnitt zusätzlich?
Rückbildungsübungen stärken die Muskulatur; stille, kuschel und achte auf Ruhe und Bewegung. Besonders anfangs ist Ruhe wichtig. Achte auf ausreichend Thromboseprophylaxe. Regelmäßige Bauchlage, Klobesuche und Beckenbodenentlastung (z. B. bei Husten und Niesen) unterstützen die Rückbildung.
- Stillen und Kuscheln: Stillen und Haut-zu-Haut-Kontakt fördern die Gebärmutterkontraktion durch Oxytocin.
- Ruhe und Bewegung: Ruhe im Wochenbett unterstützt die Rückbildung. Nach einem Kaiserschnitt sind leichte Bewegung und Thromboseprophylaxe dennoch wichtig.
- Regelmäßige Bauchlage: Fördert die Rückbildung der Gebärmutter.
- Häufiges Toilettengang: Vorbeugung von Wassereinlagerungen.
- Beckenboden schonen: Vermeide schweres Heben und Sprungaktivitäten.
Unterstützt ein Bauchgurt die Rückbildung nach einem Kaiserschnitt?
Bauchgurte beschleunigen die Rückbildung nicht. Druck auf den Bauch kann sogar kontraproduktiv sein. Sie können die Wundheilung behindern. Ein Bauchgurt kann in bestimmten Situationen (z. B. starke Muskelschwäche) eine vorübergehende Unterstützung bieten, aber ersetzt keinen Rückbildungskurs.
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