Die Kreuzzüge im Mittelalter
Kreuzzüge einfach erläutert
(00:14)
Im ausgehenden 11. Jahrhundert stellte Jerusalem eine bedeutende Pilgerstätte für Christen dar. Allerdings erschwerten die Seldschuken, ein muslimischer Volksstamm, den Christen die Pilgerfahrt nach Jerusalem erheblich. Aus diesem Grund rief Papst Urban II. im Jahr 1095 zum „Heiligen Krieg' auf, um Jerusalem unter christliche Oberhoheit zu bringen. Hiermit begann die Epoche der Kreuzzüge im Mittelalter.
Im Zuge des ersten Kreuzzugs wurde Jerusalem im Jahr 1099 von den Christen eingenommen. Bis zum Jahr 1270 wurden insgesamt sieben Kreuzzüge durchgeführt, da Jerusalem in dieser Zeit immer wieder von Muslimen zurückerobert wurde. Das langfristige Ziel der Christen - die dauerhafte Vormachtstellung in und um Jerusalem - wurde letztendlich jedoch nicht erreicht.
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Alles in allem verursachten die Kreuzzüge enorme Kosten und brachten dafür nur einen bescheidenen Erfolg. Bezüglich der Anzahl der Opfer herrscht in der Geschichtsschreibung Uneinigkeit. Einige Schätzungen gehen von einer bis drei Millionen Todesopfern im Zeitraum von 1095 bis 1270 aus.
Erster Kreuzzug (1096 - 1099, Erfolg)
(00:57)
Nach dem Aufruf von Papst Urban zum „Heiligen Krieg' begab sich eine Gruppe von Christen, die sich für den „Heiligen Krieg' berufen sahen, auf den Weg nach Jerusalem. Da die Truppe jedoch unzureichend organisiert war, kam sie nicht weit. Sie wurde bereits im Jahr 1096 in Kleinasien von den Seldschuken vollständig besiegt.
Ebenfalls im Jahr 1096 brach eine weitaus besser strukturierte Streitmacht aus französischen, lothringischen und normannischen Kriegern auf. Diese schaffte es im Jahr 1099, Jerusalem zu okkupieren.
Nach der Okkupation veranstalteten die Kreuzritter ein Blutbad und brachten zahlreiche muslimische und jüdische Bewohner Jerusalems um.
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Die Kreuzfahrer proklamierten im Jahr 1100 das Königreich Jerusalem und setzten Balduin von Boulogne als ersten König des Reichs ein.
Neben Jerusalem eroberten die Kreuzritter auch die Städte Edessa, Antiochia sowie Tripolis. Diese vier Städte wurden zu den vier Kreuzfahrerstaaten.
Zweiter Kreuzzug (1147 - 1149, gescheitert)
(01:51)
Im Jahr 1144 nahm ein muslimisches Heer die Stadt Edessa wieder ein. Daraufhin rief Papst Eugen III. zum zweiten Kreuzzug auf.
Ähnlich wie der erste Versuch des ersten Kreuzzugs scheiterte das Vorhaben jedoch an der mangelhaften Organisation. Edessa verblieb somit unter muslimischer Herrschaft.
Dritter Kreuzzug (1189 - 1192, gescheitert)
(02:07)
Im Jahr 1187 eroberten muslimische Kämpfer unter der Führung von Sultan Saladin Jerusalem. Papst Gregor VIII. forderte daher zum 3. Kreuzzug auf, um die „Heilige Stadt' wiederzugewinnen.
Obwohl so bekannte Persönlichkeiten wie Kaiser Friedrich Barbarossa, König Philipp II. von Frankreich sowie Richard Löwenherz aus England teilnahmen, misslang auch dieser Kreuzzug. Barbarossa ertrank bereits auf dem Hinweg. Auch die anderen erreichten Jerusalem nicht. Richard Löwenherz handelte schließlich einen Waffenstillstand mit Sultan Saladin aus.
Vierter Kreuzzug (1202 - 1204, gescheitert)
(02:42)
Papst Innozenz III. rief im Jahr 1198 zum vierten Kreuzzug auf. Dieser endete im Jahr 1204 jedoch nicht mit der Einnahme Jerusalems, sondern damit, dass die Kreuzritter Konstantinopel ausraubten - die damals größte christliche Stadt der Welt. Mit der Beute wollten die Kreuzfahrer ihre Reise entlohnen.
Somit steht der vierte Kreuzzug beispielhaft für das gravierende Problem der Kreuzzüge: hohe Ausgaben und geringe Erfolge.
Der vierte Kreuzzug verursachte für die Kirche sogar mehr Schaden als Nutzen. Denn aufgrund der Plünderung des orthodoxen Konstantinopels wurde eine Kirchenunion zwischen der römischen und der orthodoxen Kirche faktisch unmöglich. Aus diesem Grund missbilligte der Papst die Vorgehensweise der Kreuzritter.
Kinderkreuzzug (1212, gescheitert)
(03:15)
Im Jahr 1212 zogen einige Tausend mittellose Franzosen sowie Deutsche unbewaffnet los, da sie sich zur Eroberung des „Heiligen Landes' (Gebiet um das heutige Israel) ausersehen fühlten. Unter ihnen befanden sich zwar ein paar Erwachsene, jedoch auch zahlreiche Kinder und Jugendliche. Daher wird dies als der Kinderkreuzzug bezeichnet.
Auch der Kinderkreuzzug erreichte Jerusalem nicht. Viele Teilnehmer wurden gefangen genommen und als Sklaven veräußert.
Fünfter Kreuzzug
(03:47)
Anmerkung: In der deutschen Zählweise werden der Kreuzzug von Damiette und der von Friedrich II. zusammen als 5. Kreuzzug betrachtet. In der französischen und englischen Zählung wird der Kreuzzug von Damiette als fünfter und der von Friedrich als sechster Kreuzzug angesehen.
Kreuzzug von Damiette (1217 - 1221, gescheitert)
Dieser Kreuzzug hatte die für die Muslime strategisch bedeutsame Stadt Damiette in Ägypten zum Ziel. Die Kreuzritter waren imstande, die Stadt nach langer Belagerung auch einzunehmen, mussten sie nach einer späteren Niederlage allerdings wieder hergeben.
Kreuzzug Friedrichs II. (1228 - 1229, Erfolg)
Der fünfte Kreuzzug stellt den ersten Erfolg für die Christen seit dem ersten Kreuzzug dar - jedoch auf diplomatischem Wege. Der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. handelte mit dem Sultan einen Vertrag aus, der den Christen für einen Zeitraum von zehn Jahren die Kontrolle über Jerusalem, Bethlehem und Nazareth zusprach. Zudem ließ sich Friedrich zum König von Jerusalem ausrufen.
Sechster Kreuzzug (1248 - 1254, gescheitert)
(04:21)
Nach dem Auslaufen des Vertrages von Kaiser Friedrich II. verloren die Christen im Jahr 1244 die Kontrolle über Jerusalem, kurz darauf auch über die übrigen Kreuzfahrerstaaten.
Um Jerusalem zurückzuerobern, startete unter dem französischen König Ludwig IX. der sechste Kreuzzug. Sein Bestreben war es, Damiette und darüber hinaus Kairo zu erobern, um die Muslime zu schwächen. Dieses Ziel wurde durch den Kreuzzug allerdings nicht erreicht. Ägypten und Jerusalem blieben muslimisch.
Siebter/letzter Kreuzzug (1270, gescheitert)
(04:40)
Als auch die restlichen Kreuzfahrerstaaten angegriffen wurden, rief erneut König Ludwig IX. aus Frankreich zum siebten Kreuzzug auf. Sein eigentliches Ziel war es, die letzten christlichen Überbleibsel des erfolgreichen ersten Kreuzzuges von 1099 zu bewahren. Er führte jedoch zuerst einen Krieg gegen das nordafrikanische Tunis. Dieser Krieg ging für die Kreuzritter verloren, König Ludwig IX. verstarb, und so endete auch der 7. Kreuzzug mit einer Niederlage.
Dies war der letzte Kreuzzug, da im Anschluss keine weiteren Versuche mehr unternommen wurden, das „Heilige Land' unter christliche Herrschaft zu bringen.
Kreuzzüge Zusammenfassung
Ziel: Eroberung des „Heiligen Landes', im Besonderen Jerusalem
Erfolge:
- 1099: Eroberung Jerusalems sowie weiterer Städte (erster Kreuzzug)
- 1229: Abkommen zur Herrschaft über Jerusalem für zehn Jahre durch Kaiser Friedrich II. (fünfter Kreuzzug)
Fazit: hohe Ausgaben, zahlreiche Fehlschläge, im Gesamten gescheitert, da das „Heilige Land' zum Ende der Kreuzzüge nicht unter christlicher Kontrolle stand.
Herrschaft Jerusalems:
- 1099 - 1187: christlich
- 1187 - 1229: muslimisch
- 1229 - 1244: christlich
- Ab 1244 bis zum Ende der Kreuzzüge muslimisch
Quiz zum Thema Kreuzzüge
5 Fragen beantworten
Tempelritter
Während der christlichen Herrschaft im Königreich Jerusalem entstand der Orden der Tempelritter. Sie stellten eine bedeutende militärische Elitetruppe während der Kreuzzüge dar. In unserem Beitrag und Video kannst du alles über diesen berühmten Orden von Kreuzrittern erfahren.
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