Tätowierungen bei Neurodermitis
Hätten Sie es gewusst? Tätowierungen bei Autoimmunerkrankungen - Go oder No-Go?
Hätten Sie es gewusst?
Tätowierungen bei Autoimmunerkrankungen - Go oder No-Go?
Die Haut von Menschen mit Autoimmunerkrankungen ist besonders sensibel und bedarf intensiver Pflege. Trotzdem fragen sich viele Betroffene, ob sie sich nicht doch ein Tattoo stechen lassen sollen. Welche Risiken eine Tätowierung für Patienten mit Erkrankungen wie Psoriasis und Neurodermitis birgt und inwieweit das Tattoo selbst von den Krankheitsschüben beeinträchtigt werden kann, das erfahren Sie jetzt im Interview mit derma2go.
NIK: Warum sollten Patienten, die an Autoimmunerkrankungen wie Neurodermitis leiden, idealerweise auf Tätowierungen verzichten?
derma2go: Patienten mit Neurodermitis oder Psoriasis haben ein Immunsystem, das nicht richtig reguliert ist und Entzündungen auf der Haut verursacht. Bei Tätowierungen werden Farbpigmente in die Haut eingebracht, die auch bei gesunden Menschen zumindest vorübergehend eine Entzündungsreaktion der Haut im Sinne einer Schutzfunktion hervorrufen. Man kann beobachten, dass bei Patienten mit Neurodermitis und Psoriasis deutlich heftigere bzw. länger andauernde Entzündungen entstehen.
Zusätzlich dazu leiden Patienten mit Neurodermitis häufiger unter Allergien. Die für das Tätowieren verwendeten Farbstoffe können allergische Reaktionen hervorrufen - das Risiko ist bei Neurodermitis-Patienten erhöht. Interessanterweise hängt die Wahrscheinlichkeit einer Allergie von der ausgewählten Tattoo-Farbe ab - das größte Risiko besteht bei rotem Farbstoff. Schwarz wird am häufigsten für Tätowierungen verwendet, führt aber seltener zu schweren allergischen Reaktionen. Im Allgemeinen bergen die meisten üblichen Bestandteile von Tattoofarben ein allergenes Potential und können die Neurodermitis deutlich verschlimmern. Sollte es zu einer allergischen Reaktion auf ein Tattoo kommen, bleibt im schlimmsten Fall nur die Entfernung des Tattoos per Laser oder Skalpell. Kurzfristig kann die Anwendung von Kortison-haltigen Cremes Erleichterung bringen.
NIK: Wie sieht die Situation bei Patienten mit Psoriasis aus?
derma2go: Bei Patienten mit Psoriasis (Schuppenflechte) spielt zusätzlich der sogenannte isomorphe Reizeffekt (Köbner-Phänomen) eine entscheidende Rolle. Durch mechanische Reize, wie beispielsweise Tätowierungen, kann im Bereich des Reizes eine lokale Psoriasis ausgelöst werden. Ein ähnliches Phänomen beobachten wir auch bei anderen Arten von Verletzungen.
NIK: Unter welchen Bedingungen könnte sich ein Patient mit Neurodermitis oder Psoriasis dennoch tätowieren lassen?
derma2go: Wenn der Wunsch nach einem Tattoo größer ist als die Besorgnis über mögliche Nebenwirkungen, sollte dem Tätowieren eine gründliche Vorbereitung vorausgehen. Man sollte seinen Wunsch mit einem Dermatologen besprechen, um mögliche Risiken individuell zu klären. Eine Absprache mit dem Tätowierer ist ebenso wichtig, und dieser sollte idealerweise bereits Erfahrung im Umgang mit solchen Fällen haben. Man sollte mindestens ein halbes Jahr beschwerdefrei sein und sich keinesfalls während eines akuten Schubs tätowieren lassen. Im Idealfall wählt man eine Hautpartie, die nicht von Schüben betroffen ist und somit weder Narben aufweist noch extrem trocken ist. Nach dem Tätowieren gilt: Pflegen, pflegen, pflegen. Bei auftretenden Nebenwirkungen sollte unverzüglich ein Hautarzt konsultiert werden.
Wir raten Personen mit Neurodermitis oder Psoriasis davon ab, sich tätowieren zu lassen. Wer dennoch eine Beratung von einem erfahrenen Spezialisten für entzündliche Hauterkrankungen wünscht, kann sich jederzeit an unsere Ärzte wenden.