Depression am Abend besser
Eine depressive Störung kann im Tagesverlauf variieren. Viele Patienten erleben insbesondere morgens nach dem Aufwachen einen ausgeprägten Stimmungstiefpunkt und weitere Beeinträchtigungen, darunter ein Gefühl der inneren Leere, Energieverlust oder physische Beschwerden. Die Symptome können sich im Tagesverlauf deutlich abschwächen und bis zu einer weitgehenden Besserung führen. „Personen mit Depressionen weisen häufig einen gestörten zirkadianen Rhythmus auf, wodurch tageszeitliche Schwankungen im Krankheitsbild auftreten können. Dementsprechend fühlen sich einige depressive Patienten trotz ausreichendem Schlaf schon am Morgen niedergeschlagen, hoffnungslos und erschöpft. Sie sind wenig belastbar, missmutig und ermüden rasch', erläutert Dr. Sabine Köhler vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN). „Erstaunlicherweise fühlen sich manche Betroffene in den Nachmittags- und Abendstunden wieder wohler und leistungsfähig.' Wenn die Beschwerden mit emotionalem Tief und Leistungsminderung zu Tagesbeginn länger als 2 Wochen andauern, könnte dies ein Hinweis auf eine depressive Erkrankung sein, ein Symptom, das bei Depressionen auftreten kann.
Beim Aufwachen sind bereits zahlreiche depressive Symptome vorhanden
Betroffene mit dieser Erkrankung bemerken die Symptome der Depression oft schon direkt nach dem Aufwachen. Sie verspüren Unwohlsein und Zukunftsängste, erleben Grübeln und ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. „Während anfangs nur aufwendige oder beschwerliche Tätigkeiten eine Hürde darstellen, kann später selbst Alltägliches, besonders in der ersten Tageshälfte, eine große Anstrengung bedeuten, wie die Zubereitung von Kaffee oder das Duschen', erklärt die Psychiaterin und Psychotherapeutin. Grundsätzlich können sich Depressionen bei Menschen sehr unterschiedlich zeigen und sich etwa auch mit körperlichen Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen, Atembeschwerden oder Störungen des Verdauungssystems manifestieren. Der Großteil der Betroffenen fühlt sich zunehmend überfordert, soziale Kontakte, Freizeitaktivitäten, die Haushaltsführung und auch den Beruf zu bewältigen.
Da sich die Symptome einer depressiven Erkrankung mit tageszeitlichen Schwankungen im Verlauf des Tages meist normalisieren, wodurch auch der Leidensdruck sinkt, kann dies den Arztbesuch für Psychiatrie und Psychotherapie verzögern. Lang anhaltende Beschwerden sollten unbedingt fachärztlich abgeklärt werden. „Eine frühe Diagnose und Behandlung ist für einen positiven Verlauf von Depressionen sehr wichtig. Depressive Episoden lassen sich mit modernen Behandlungsmethoden oftmals rasch heilen oder lindern, wodurch die Lebensqualität deutlich verbessert werden kann', unterstreicht Dr. Köhler.
Studien zeigen, dass in Deutschland mindestens 8 Prozent der Bevölkerung an einer Depression erkrankt sind. Etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann leiden im Laufe ihres Lebens unter einer Depression.
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