Zyklus-Apps zur Fruchtbarkeitsbestimmung
Zyklustracker und Fruchtbarkeitsrechner
Der technische Fortschritt hat die natürliche Familienplanung ebenfalls revolutioniert, und heutzutage steht im Handel (sowohl in App-Stores als auch in Apotheken und Drogerien) eine breite Palette an Hilfsmitteln zur Verfügung, die entweder eine sichere Empfängnisverhütung ermöglichen oder den Wunsch nach einem Kind erleichtern sollen. Die Kosten variieren zwischen 280 und 1000 Franken, wobei einige Anwendungen sogar kostenlos erhältlich sind.
Kann die Leistungsfähigkeit dieser Geräte und Apps tatsächlich gehalten werden? Eine pauschale Antwort ist schwierig, denn ihr Nutzen hängt maßgeblich von der zugrundeliegenden Methode ab. Zwar können diese Anwendungen und Rechner eine wertvolle Unterstützung für Anwenderinnen der natürlichen Familienplanung darstellen. Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass selbst das fortschrittlichste technische Werkzeug nicht vorhersagen kann, ob der kommende Zyklus exakt dem Verlauf früherer Zyklen entsprechen wird oder ob der Eisprung sich diesmal verzögert. Daher ist eine eingehende Beschäftigung mit der symptothermalen Methode unerlässlich, um die Auswertung von Temperaturkurven und anderer Körperzeichen auch ohne technisches Hilfsmittel eigenständig vornehmen zu können.
Bevor Sie eine finale Entscheidung treffen, ist es ratsam, sich eingehend darüber zu informieren, ob die gewählte App oder der Rechner Ihren Erwartungen gerecht wird.
Viele der verfügbaren Zyklus-Apps arbeiten nach dem Prinzip der Kalendermethode. Die Nutzerin gibt Daten zu ihren Menstruationsperioden, der Intensität der Blutung und körperlichen Symptomen ein. Basierend auf diesen Aufzeichnungen aus früheren Zyklen sowie Durchschnittsdaten anderer Frauen werden dann das vermutete Datum des Eisprungs, die fruchtbaren Tage und der voraussichtliche Beginn der nächsten Periode berechnet. Für diese statistischen Vorhersagen und die korrekte Interpretation individueller Daten benötigen die Geräte einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten, bis dahin sind die Ergebnisse nicht optimal.
Was diese Apps leisten: Sie bieten einen Überblick über den Verlauf des Zyklus und unterstützen die Anwenderin dabei, ihren eigenen Körper besser kennenzulernen.
Was diese Apps nicht leisten: Eine zuverlässige Vorhersage des Eisprungs oder eine exakte Bestimmung des Beginns und Endes der fruchtbaren Phase sind nicht möglich. Dies erfordert einen absolut regelmäßigen Zyklus, was in der Realität sehr selten vorkommt.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Zyklus-Apps können dazu beitragen, sich mit dem eigenen Menstruationszyklus vertraut zu machen. Die gesammelten Aufzeichnungen sind nützlich, wenn Sie schwanger sind und das Datum der letzten Menstruation für die Berechnung des Geburtstermins benötigen. Sie können auch wertvolle Hinweise liefern, wenn Sie versuchen, schwanger zu werden, und Informationen über die Länge und Regelmäßigkeit Ihres Zyklus suchen. Als reine Verhütungsmittel - das heißt, zur Vermeidung einer ungewollten Schwangerschaft - sind die von der App errechneten Angaben jedoch nicht ausreichend verlässlich.
Anwendungen wie myNFP und INER Cycle basieren auf der symptothermalen Methode. Die Nutzerin erfasst täglich ihre Basaltemperatur, beobachtet Merkmale wie Zervixschleim und/oder den Muttermund und dokumentiert weitere Indikatoren. Die Auswertung dieser Daten erfolgt durch die Anwenderin selbst gemäß den NFP-Richtlinien.
Ihr Nutzen: Sie fassen die Temperaturkurven und Beobachtungen zu verschiedenen Körpersymptomen, die eine NFP-Anwenderin sonst manuell auf Papier führen würde, in einer digitalen Form zusammen.
Ihre Grenzen: Die eigentliche Datenanalyse wird nicht von ihnen übernommen.
Fazit: NFP-Apps erleichtern die Dokumentation von Temperaturkurven und Beobachtungen zu Körperzeichen. Damit die Anwenderin die Daten korrekt interpretieren kann, ist es unerlässlich, dass sie mit der symptothermalen Methode vertraut ist.
Ähnlich wie bei der reinen Temperaturmethode wird täglich vor dem Aufstehen die Basaltemperatur gemessen. Anhand der gespeicherten Daten werden anschließend die fruchtbaren Tage berechnet.
Leistungsumfang: Das Ende der fruchtbaren Phase kann unter der Voraussetzung eines sehr regelmäßigen Zyklus und eines konstanten Tagesablaufs relativ zuverlässig bestimmt werden.
Einschränkungen: Der Beginn der fruchtbaren Phase kann nicht verlässlich vorhergesagt werden, und es ist schwierig zu unterscheiden, ob ein Temperaturanstieg auf den Eisprung oder auf andere Faktoren wie Schlafmangel, Alkoholkonsum oder eine Erkältung zurückzuführen ist.
Fazit: Die Auswertung der Daten erfolgt auf Grundlage der Temperaturmethode, wobei die Vorhersage fruchtbarer Tage, ähnlich der Kalendermethode, auf früheren Zyklen basiert. Da jedoch nur ein einzelner Messwert (die Körpertemperatur) ausgewertet wird, können der Beginn und das Ende der fruchtbaren Phase nicht mit ausreichender Zuverlässigkeit bestimmt werden. Bei Zyklusunregelmäßigkeiten oder Beeinflussung der Temperaturkurve durch äußere Einflüsse wie Schlafmangel oder Alkoholkonsum zeigen diese Geräte oft eine unnötig lang ausgedehnte fruchtbare Phase an.
Mithilfe von Urintests, die die Konzentration von Hormonen wie E3G und LH im Urin messen, ermittelt der Computer den Beginn und das Ende der fruchtbaren Phase. Im ersten Anwendungszyklus erfolgen 16 Messungen, in den folgenden Zyklen werden acht Messungen durchgeführt. Der Computer bestimmt die optimalen Messzeitpunkte anhand der Daten aus vorhergehenden Zyklen.
Ihr Nutzen: Bei regelmäßigen Zyklen können sie die fruchtbare Phase mit einer gewissen Zuverlässigkeit eingrenzen.
Ihre Grenzen: Zyklusunregelmäßigkeiten werden nicht erkannt, und der Zeitpunkt für die Urintests kann nicht entsprechend angepasst werden.
Fazit: Bei einem konstanten Zyklus lässt sich die fruchtbare Phase mit beachtlicher Genauigkeit bestimmen. Sollte sich der Eisprung jedoch nach hinten verschieben, werden die acht Urintests möglicherweise zu früh angesetzt, und der LH-Anstieg bleibt unentdeckt. Um das Ende der fruchtbaren Phase zu ermitteln, muss der Computer dann auf die weniger verlässliche Kalendermethode zurückgreifen. Verändert sich der Eisprung nach vorne, könnten noch keine Urintests vorgesehen sein, wodurch der Beginn der fruchtbaren Phase unentdeckt bleibt. Die Vermeidung einer ungeplanten Schwangerschaft mithilfe eines Hormoncomputers ist daher nicht sehr zuverlässig möglich.
Auch bei diesem Gerät wird täglich vor dem Aufstehen die Basaltemperatur erfasst. Beobachtungen zur Beschaffenheit des Zervixschleims und zum Muttermund werden ebenfalls in das Gerät eingegeben. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, einen LH-Test durchzuführen, um die Hochfruchtbarkeitsphase zu identifizieren.
Ihr Leistungsvermögen: Sie können die fruchtbare Phase bei einem regelmäßigen Zyklus relativ exakt eingrenzen, die eingegebenen Daten analysieren und potenziell verfälschte Messungen bei der Auswertung ausschließen.
Ihre Einschränkungen: Eine sichere Verhütung kann bei sehr langen oder kurzen Zyklen, unregelmäßiger Nachtruhe, kurzen Schlafphasen sowie während der Wechseljahre nicht gewährleistet werden.
Fazit: Im direkten Vergleich mit reinen Temperatur- oder Hormoncomputern erweist sich ein symptothermaler Computer als zuverlässiger, da er bei der Analyse verschiedene Faktoren berücksichtigt. Um die fruchtbare Phase einzugrenzen, muss das Gerät über mehrere Zyklen hinweg genutzt werden. Laut Herstellerangaben sind für die Anwendung keine tiefgreifenden Kenntnisse der symptothermalen Methode erforderlich.